Dem Krimi »Der Millionenraub« bescheinigt das Lexikon des internationalen Films »witzige Einfälle und satirische Spitzen gegen große Geldverdiener«. In den Hauptrollen ist neben der sehr jungen Goldie Hawn an der Seite von Warren Beatty das Hamburg der 1970er Jahre zu sehen, eine längst verschwundene Welt. Metaperspektive ist immer im Spiel, wenn »Flexibles Flimmern – Filme in Bewegung« den Projektor rattern lässt.
Betreiber Holger Kraus bespielt mit seinem mobilen Kino ausschließlich besondere Orte.
Mit fein abgestimmter Filmauswahl, passender Deko und Catering verbinden sich dabei Werk und Umgebung auf erstaunliche Weise. Die beiden Abende im Sommer 2020, an denen das Flexible Flimmern bei VIVA LA BERNIE zu Gast war, erlebten wir als eine Wohltat. Das lag auch am ebenso eingeschworenen wie offenen Stammpublikum – aber nicht nur. Es waren zudem die ersten Kinoabende nach dem ersten Lockdown. Endlich.
Es geht um die Zukunft unserer Stadt
Hamburg hat in den vergangenen Monaten erfahren: Es gibt bessere Zeiten für Großstädte als die einer weltweiten Pandemie. Überdeutlich treten durch die Corona-Krise die Nachteile urbaner Lebensräume hervor. Die Stärken der Städte, ihre Dynamik, ihre Freude an Individualität und Experimenten, Kunst und Kultur werden schmerzlich vermisst.
Viele Menschen denken nun anders darüber, wie sie in Zukunft leben wollen. Gemeinschaft hat eine neue Bedeutung bekommen. Etliche werden über die Pandemie hinaus im Homeoffice arbeiten. Das Zuhause wird damit noch stärker als bisher Lebensmittelpunkt. Was in der näheren Umgebung stattfindet (oder fehlt), bestimmt das Stadtgefühl.
Experten aller Disziplinen sind sich einig, dass Corona nur den Anfang darstellt. Städte müssen sich neu definieren, wenn sie die kommenden Krisen meistern möchten. Denn Städte sind anfälliger für Krisen als der ländliche Raum. Städte sind aber auch stark in der Krisenbewältigung. Urbane Resilienz wird das in Fachkreisen genannt. Weltweit gelangen Thinktanks zu ähnlichen Lösungsansätzen, wenn es um die Zukunftsfähigkeit der Städte geht:
Städte brauchen 1) bezahlbaren Wohnraum. 2) Funktionsmischung von Leben, Arbeiten und Freizeit. 3) Private, öffentliche wie halböffentliche grüne Außenräume. Und 4.) solidarische Gemeinschaften, die sich nicht abschotten, sondern teilen.
Zufälliger Weise liest sich das wie eine Kurzbeschreibung von VIVA LA BERNIE und all den anderen Hinterhöfen, die in Hamburg um´s Überleben kämpfen. Senat und Immobilienwirtschaft täten schon aus Eigeninteresse gut daran, endlich anzuerkennen, welchen Wert wir vorhalten. Und wie wichtig ein Abend mit Menschen wie Holger und seiner Crew vom Flexiblen Flimmern für eine Stadt ist.
»Es geht um Dollars«, poltert Gerd Fröbe als Bankdirektor in »Der Millionenraub« in bester Goldfinger-Manier. Die Hamburger Kunsthalle dient in dem Streifen als Kassenschalter.