In einer Ära, in der Pferde die Straßenbahnen zogen, wurde dieser Hof erbaut und diente als Depot für die Altonaer Ringbahn. Aus dieser Zeit stammt die einzigartige Anlage, die den Nahverkehr in Altona maßgeblich prägte.
Die eindrucksvollen Gebäude, die 1881 im Schweizer Stil mit überstehenden Dächern und dekorativen Verzierungen gestaltet wurden, boten ausreichend Platz für rund 200 Pferde und bis zu 30 Straßenbahnwagen in den Remisen. Um den Ansprüchen der Tiere gerecht zu werden, verfügte der Betriebshof über spezielle Einrichtungen wie Schmieden, Häckselmaschinen für Futter, Pferdewaschanlagen und sogar Krankenställen für die Vierbeiner.
Einige Altonaer Straßen waren nicht breit genug für eine Schienenführung, weshalb kreative sogenannte Perambulatoren Wagen eingesetzt wurden. Mit einem fünften Rad konnten sie von den Schienen gelenkt und auf normalen Straßen weiterfahren, was aufgrund des damals verbreiteten Kopfsteinpflasters allerdings holprig und unbequem war.
Die erste Route der Altonaer Ringbahn verlief über die Klopstockstraße, Palmaille, Kleine Freiheit, Bernstorffstraße (damals noch Adolfstraße), Juliusstraße, Schulterblatt, Max-Brauer-Allee und Bahnhofstraße. Die Expansion des Streckennetzes erforderte zusätzliche Kapitalmittel. Nachdem der Betreiber der Altonaer Ringbahn bei deutschen Geldgebern keinen Erfolg hatte, warb er in England um Investor:innen. So wurde 1884 die “Hamburg, Altona und Northwestern Tramways Company, limited” gegründet, die den Betriebshof und das Streckennetz kontinuierlich ausbaute. Neue Linien verbanden Gebiete wie Gärtnerstraße, Hoheluft, Holstenstraße und Bahrenfeld.
Der kurzzeitige Besitzerwechsel 1892 zur Hamburg-Altona Trambahn-Gesellschaft (H.-A.T.) fand aufgrund enttäuschender Renditen statt, aber die Entwicklung setzte sich fort. Die Cholera-Epidemie in Hamburg wirkte sich jedoch negativ auf die Anzahl der mitreisende Person aus.
In den folgenden Jahren führten konkurrierende Hamburger Verkehrsunternehmen elektrische Straßenbahnen ein, und auch die H.-A.T. begann, ihre Strecken zu elektrifizieren. Erst nach umfangreichen Gleisarbeiten konnten auch in den engen Straßen Altonas elektrische Bahnen verkehren, womit 1898 die Ära der von Pferden gezogenen Altonaer Straßenbahn endete.
Das steinerne Zugfahrtsportal, das noch bis in die 1960er Jahre die originale Aufschrift “Altonaer Ringbahn” trug, zeugte von der faszinierenden Geschichte des Betriebshofes, bevor es dem Abriss zum Opfer fiel.
Der historische Stadtplan von 1894 veranschaulicht die Lage des Betriebshofes an der Großen Gärtnerstraße. Die Gleise der Altonaer Ringbahn verliefen entlang der Betriebshofzufahrt in der Adolphstraße.
Wir möchtenJens Perbandtunseren Dank für seine aufwendige Recherchearbeit über die Geschichte unseres Hofs und seinen interessanten Artikel aussprechen, der imStraßenbahn Magazin 7/2022veröffentlicht wurde. Dieser Artikel stützt sich auf seine sorgfältige Arbeit.